Nachts im Norden

Ein kleiner, astronomischer Kurzbeitrag über die Nacht nördlich des fünfzigsten Breitengrads:

Heute Nacht hatten wir zum ersten Mal seit Mitte Mai wieder eine Nacht – astronomisch gesehen. Nur abwarten, es wird noch seltsamer! Also: die Sonne geht hier zwischen Mai und August doch noch unter. Oberhalb des Polarkreises tut sie mindestens am 21. Juni auch das nicht – daran und am kitschigen Visitor Centre sieht man daß man dort ist.

Aber. Aber nicht weit genug. Den Astronomen geht sie nicht weit genug, also unter. Daß die es richtig als „Nacht“ ansehen muß sich die Sonne mehr als 18° unter dem Horizont  befinden. Wo sie im Hochsommer hier nicht ist, mitten in der Nacht befindet sie sich in unseren Breiten dann etwa 15° hinter dem Horizont – dem nördlichen, übrigens. Astronomisch gesehen schaut sie also doch noch irgendwie hervor, ergo geht die Abenddämmerung nahtlos in die Morgendämmerung über – und dann so um Viertel vor fünf die Sonne einfach wieder auf, ohne Nacht im eigentlichen Sinne.

Und jetzt kommt der verrückte Teil: so richtig dunkel wird es etwa zwei Stunden lang trotzdem. Einen hellen Streifen am Horizont erkennen, das geht nämlich nur bei weniger als ungefähr 12° Sonne-unter-dem-Horizont. Das widerum nennt sich „nautische Dämmerung“ – und diese Idee kann ich wenigstens nachvollziehen, denn „was helles am Horizont“ ist ja ohne Internetzugang wenigstens zu erkennen. Die Hälfte dieses Winkels – 6° – markiert die Trennung zwischen bürgerlicher und nautischer Dämmerung. Dann kann ein gutes Auge die ersten Sterne sehen, aber es muß ja immer eine Zahl dazukommen. So ist irgendein Astronom wohl auf die astronomische Dämmerung gekommen, denke ich mir: sechs, zwölf, und … hey, 18! Fertig ist die astronomische Dämmerung? Wenns nicht stimmt, ist es wenigstens gut erfunden.

Und jetzt: Sonnenuntergang!

Sonneversteckt

P.S: wer nachts die Sonne sehen möchte, kann das zum Beispiel hier: http://www.timeanddate.de/sonne/deutschland/ Und dann einfach den Heimatort eingeben.

Veröffentlicht am Juli 31, 2016 in Astronomisches, Smalltalk, Zufälliges und mit , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 54 Kommentare.

  1. Heute dann also a gutte Nacht Dir 🙂

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  2. Gutartiges Geschwulst

    Astronomie zeigt Erbarmen:
    „Heute Nacht hatten wir zum ersten Mal seit Mitte Mai wieder eine Nacht …“
    Nachtschwärmer nicht länger heimatlos!

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    • … und ruiniert mir alter Kapitalistin das Geschäft mit Schlaftabletten.
      Dafür verkaufe ich wenn ich noch ein Bissl warte sehr viel Vitamin D – das entsteht in der Haut von selbst bei Sonnenlicht und die (harmlosen) Symptome eines leichten Mangels im Winter sind Müdigkeit und Unkonzentriertheit – sie entschädigt mich also, die Astronomie, aber das dauert noch 😉

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      • Gutartiges Geschwulst

        @aurorula a.: „… und ruiniert mir alter Kapitalistin das Geschäft mit Schlaftabletten.“

        Hoffentlich lässt sich dieses Defizit mit Potenz- und Verhütungsmitteln kompensieren.

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  3. Bei mir dauert die Zeit, in der es keine Nacht gibt, vom 1.Juni bis 11. Juli.

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