Kontraintuitiv

Oder: gerade so, wie man nicht denken würde.

Fast hätte ich diesen Post 20% more assumed genannt, nach den „20% more awesome“, dem um zwanzig Prozent Beeindruckenderem, das überall im Netz zu finden ist, und „to assume“, annehmen. Besagtes ehrfurchterregenderes Fünftel stammt allerdings (als Parodie) ursprünglich aus einem Kinderzeichentrickfilm – nichts gegen Lauren Faust oder den künstlerischen Wert ihrer Arbeit; aber ob ihre Anwälte mich sie einfach so zitieren lassen? Außerdem hört sich die einzig halbwegs sinnvolle Form so an, als sehe etwas um ein Fünftel größer aus als es ist. Auch schön, aber Fatamorganas sind nicht ganz das, worauf ich hinauswill.

Etwas passender ist der Spruch, den ein Freund als „die einzige immer richtige Bauernregel“ gedichtet hat:

Kompass

Geht die Sonne auf im Westen, sollte man den Kompass testen. Eindeutig, nur ob der Autor möchte daß ich seinen Namen öffentlich ausplaudere?

Die Kombination aus beidem – den Titel gibt es ja schließlich auch noch – lässt nicht im Dunkeln worauf dieser Artikel rausläuft: conventional wisdom. Deutsche Worte dafür fehlen mir; was gut ist, die meisten deutschen Begriffe sind sehr deutsch; gemeint ist die nicht-unbedingt-bösartige, kleinere Version des Vorurteils: etwas, das jeder weiß – das aber falsch ist. Oder wenigstens ganz anders, als intuitiv angenommen. Meistens harmlos.

Meistens. In einer Ausgabe des Webcomics Freefall nennt jemand etwas „so gefährlich wie eine Mücke“. Besagter Jemand ist eine charmante Künstliche Intelligenzform, die die Todesfälle durch Malaria, Gebfieber, Dengue, Zika und Konsorten aufrechnet – und mit dem Mückenvergleich ganz wörtlich meint: richtig, verdammt, gefährlich!

Im Apothekenalltag begegnet mir das in etwa folgender Gestalt (und wirklich nicht alles davon harmlos):

Plastiktüten sind des Teufels (siehe Tüten aus der Hölle 1 und 2). Arzneimittel wirken nur an einzelnen Körperteilen, dafür behandeln sie dort alles (siehe magische Medizin). Es gibt so etwas wie eine „heilende Wirkung“ (ebendort). Schmerztabletten sollte man zum Essen nehmen, damit sie den Magen nicht reizen (die meisten tun das in der richtigen Dosierung sowieso nicht, noch weniger wenn sie auf nüchternen Magen genommen werden). „Vor dem Essen“ heißt direkt vor dem Essen, und direkt danach muß zwingend etwas gegessen werden (im Gegenteil mindestens eine Stunde vor dem Essen, damit die Arznei nicht mit dem Essen zusammenkommt – das andere ist zum Essen). Nach dem Essen… (=zwei Stunden oder länger nach dem Essen). Es gibt alles in der ganz herkömmlichen, normalen Standardausführung (Sicher doch – genauso wie es Kleidungsstücke im ganz herkömmlichen Material, der Standardfarbe und der normalen Größe gibt – jetzt weiß ich endlich, was 42 ist). Besonders Nasenspray (der Klassiker mußte einfach, daß „normales“ Nasenspray sowas wie „Tabletten mit der normalen Wirkung“ sagt, nämlich garnix, überrascht alle immer noch. Daß sie beim Sprühen das einatmen und „hochziehen“ vermeiden sollen, auch). Ich bin gegen diese Tablettenschluckerei (i.e. als ob dieselben Arzneistoffe in anderer Darreichungsform keine wären). Je unangenehmer etwas ist, umso besser hilfts (eine merkwürdige Form des Placeboeffekts, selbst bei Stoffen die geschluckt viel besser wirken als z.B. als Zäpfchen). Ich nehme ja nie was, deswegen hilft das bei mir alles so gut (Abgesehen davon daß etwas grundsätzlich besser behandelt als verschleppt ist, und Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen zwar direkt oder indirekt, aber nicht als irgendwie esoterische Buchhaltung auftreten – bringt mich letzterer zuverlässig zum kochen, heißt nämlich nichts anderes als: „wer krank wird, ist selbst schuld“ kombiniert mit „Leiden macht zu einem besseren Menschen“; zwei meiner schlimmsten Berserkerknöpfe zum Preis von einem). Wer vom Zahnarzt Schmerztabletten bekommt, sollte sie nur nehmen, wenn es garnicht ohne geht (die helfen auch gegen Schwellung und Entzündung – vorbeugend – und werden deswegen einige Tage „stur nach der Uhr“ in der verschriebenen Dosierung genommen, anfangend bevor überhaupt die Spritze nachlässt). Kinder sind wie Erwachsene, nur leichter (ganz böse Falle!, da sich auch der Stoffwechsel altersabhängig ändert – mehr dazu hatte ich über Senioren schon geschrieben). Arzneimittel wirken bei jedem gleich (auch eine böse Falle – angenommen etwa, ein Bienenstich wäre ein Arzneimittel: der häufige eine kriegt eine nervige, juckende Quaddel; der seltene andere reagiert vielleicht mit einem anaphylaktischen Schock und stirbt in unter zehn Minuten. Glücklicherweise gilt das auch für:). Jeder, der ein Medikament schluckt, bekommt alle Nebenwirkungen im Beipackzettel (quasi das gleiche, nur umgekehrt; es ist sogar so, daß die überwiegend meisten garkeine davon verspüren). Je „natürlicher“ etwas ist, umso harmloser (dasselbe in grün, pflanzliche Arzneimittel haben genauso Wirkungen und Nebenwirkungen wie chemische auch, weil es biochemisch diese Unterscheidung sowieso nicht gibt; was keine Nebenwirkung hat hat auch keine Hauptwirkung, woher soll die Wirkung denn wissen ob sie Haupt- oder Neben- ist; und wie gesagt ist es generell meistens besser etwas zu behandeln als zu verschleppen, da auch letzteres nicht gerade unter „harmlos“ fallen kann. Die (Zom-)Biene von oben lässt auch schön grüßen). Zurück zu Kindern meinen umgekehrt auch einige Leute, für Kinder sei es generell „besser“, nichts zu nehmen; glücklicherweise werden die aber langsam weniger (nur weil Kindern Erwachsenenhosen nicht passen müssen sie ja schließlich auch nicht in Kutten herumrennen).

Probleme gibt das alles im Apothekenalltag nur dann, wenn ausgerechnet die unrealistische, kontraintuitive Realität wichtig wird. Die meisten Beispiele sind harmlos genug daß sich auch ohne gut leben lässt, manche aber eben nicht. Ja, etwas ähnliches wie die gefährliche Mücke ist mir auch schon passiert. Auf einer Afrikareise, als ich mit erfolglosen Engelszungen versuchte eine Mitreisende zu überzeugen, sich – mittels Repellent – von den Tsetsefliegen nicht stechen zu lassen (80% von denen übertragen eine Krankheit die unbehandelt in der Hälfte und bei optimaler Behandlung noch in einem Drittel der Fälle tödlich ist), und schlechte Karten hatte weil ich nur Obst gegessen habe daß sich schälen ließ. Sie wurde mehrfach gestochen – und hatte einfach Glück. Puuuuhhhh. 🙂

Der absolute Spitzenreiter der Kontraintuition, der mich überhaupt auf dieses Thema bringt, ist aber: „Der Körper weiß schon, was gut für ihn ist!“ So ziemlich das Gegenteil von dem, was mein Biochemie-Professor öfter zum besten gegeben hat: der Körper kennt das Arzneibuch nicht. Ich mußte an die vielen Beispiele unerfreulicher physiologischer Vorgänge aus dieser Vorlesung denken, als ich diesen Artikel gelesen habe:

Cancer Treatment as a Double-edged Sword

Und an erfreuliche wissenschaftliche Durchbrüche natürlich auch 🙂

 

Nachklapp: ich habe die Links zu früheren Beiträgen geflickt – jetzt funktionieren sie (:

Veröffentlicht am Februar 21, 2017 in Kein Smalltalk, Krankheit, Weltanschauung und mit , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 63 Kommentare.

  1. … wobei intuitiv ja grad das Ding ist, das einem so in den Sinn kommt, nicht? Etwas kommt einem in den Sinn, man ruft Aha!, und das warse, die Intuition.
    Die Leibköche im Hochmittelalter hatten etwa die Intuition, dass man bei Nahrung zwischen den Kategorien Trocken, Nass, Heiß und Kalt unterscheiden müsse (wegen der Säfte, aus denen seit Galenius die Esser bestehen), und also müsse jemand, der friert, was Heißes essen. Aber nichts Heißgemachtes, sondern etwas Kaltes, weil das auch in eisigem Zustand etwas das an-sich-Heißes sei. Das Heiße sei intuitiv da drin.
    Eine feine Sache, so Intuition, nicht?
    So fein wie die Intuition derer, die in Deine Apotheke kommen und meinen, dass eine Tablette für’s Bein eben dieses heilen werde, aber dass Tropfen wahrscheinlich viel besser seien, zumal pflanzliche. Und Du sagst dann siebenmal Nope. Und man bezeichnet Dich indigiert als antiintuitiv. Waah! Das haste dann davon 🙂

    P.S.
    Ach, so weit zur Intuition-. Hatte Karl Marx nicht auch mal eine? Er hat von einem Gespenst geträumt, das wie ein K aussah, und plötzlich was es ihm klar, also schlechthin alles war ihm klar, intuitiv halt!, woraufhin er das kommunistische Manifest über ein Gespenst Namens Kommunismus schrub, das in Europa umgehe.
    Auch Jürgen Todenhöfer hatte einst eine Intuition, eine einzige in seinem ganzen Leben, und zwar die, dass der Jud‘ irgendwie doch. Also doch am allem. Und so. Er hegt und pflegt diese dolle Intuition ganz doll bis heute.

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    • im Hochmittelalter
      Weia. Ich könnte etwas mindestens doppelt so langes wie oben über irgendwelche xten Aufgüsse seit Jahrhunderten diskreditierter Methoden schreiben, die jetzt als ganz besonders „schonend“, „traditionell“, „sanft“ und, ja, „natürlich“ wiederkommen.
      Bis vor kurzem hatte ich immer gesagt ich warte auf den ersten Heilpraktikanten, der jemanden zur Ader lässt – seit etwa einem Jahr muß ich nicht mal mehr das. Auch wenn es nur ein klein wenig war. In der Kniekehle. *beißtinTischkante*

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      • Es gibt Zuraderlasstherapien!, ah in der Tat!, ich las das neulich irgendwo. Es gilt manchen als der letzte Schrei. Wahrscheinlich isses irgendwie Scharia, also äußerst natürlich.

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        • „Schrei“ beschreibt meine Reaktion auf diese Erzählung über den Quasi-Aderlass recht gut, ja.
          Was ist nur aus primum non nocere geworden? Eine historische Ansicht?
          Ich werde einfach alt, das ist nicht zu leugnen. Jetzt schimpfe ich schon, daß früher alles besser war.

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        • … aber früher war’s noch unguter, da war das Hochmittelalter 🙂

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        • Primum non nocere ist Latein, also veraltet, hingegen Hildegard von Bingen ja hochaktuell, als Frau in einer Männerwelt… Ich weiß nicht, was die Dame zu so manchen plump wirkenden Vertraulichkeiten und Zutäppischkeiten heutiger Heiler so gesagt haben würde. Vielleicht dreht sie sich im Grabe…?

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      • Wegen Knie? Der Aderlass?

        Tischkantenbisse sollte man aber zur Gebissschonung vermeiden…

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        • Ganz zu schweigen vom Tisch. Dem tut es auch nicht gut. Wobei… vielleicht sind ja irgendwann Zahnspuren eines typischen Beißers des frühen 21sten Jahrhunderts von historischem Interesse. Man muß auch an die Nachwelt denken 😛 !

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        • Denken ja, aber sich opfern…?

          Und angesichts der Daten in modernen Zahnarztpraxen sollte sich das ohnehin virtualisieren lassen…

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          • … und dann stürzen die Computer ab oder sind nicht kompatibel. Wer kann heute schließlich noch Floppydiscs abspielen?
            Während ein Tisch ist ein Tisch ist ein Tisch.

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        • Ja, der Aderlass war in der Kniekehle.
          Der zur Ader gelassene hat dann noch erzählt „… und das Blut war ganz schwarz von den ganzen Giftstoffen, also noch dunkler als venöses Blut…“
          Ich habe mir gedacht: das kann ich auch! Je nachdem womit die Heilpraktikantin das Knie oder die Lanzette (oder beides) vorher abgewischt hat, rostet das rausgeflossene Blut in Sekundenbruchteilen. Das ist schwarz. Bei einer bestimmten Kombination (Jodtinktur und Octitenin, zwei ziemlich gängige Desinfektionsmittel) brauche ich nicht mal Blut dazu. Das wird von alleine schwarz.

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        • Ja, aber ganz schwarz? Und dabei den Patienten ernsthaft überheblich-empathisch ins Gesicht blicken, während Du die Deutung von den ganzen Giftstoffen vom Munde gibst?

          Prüfe Deine Seele: Du könntest das nicht.

          Dass der Aderlass in der Kniekehle war, hatte ich ja verstanden; meine Frage richtete sich auf die zugrundeliegende therapeutische Idee? War es wegen Knie? Weil Knie ist ja fast so schön diffus wie Rücken, wenn man hat…

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        • ganz

          Und da passt dann doch auch ein hochdiffuses Therapeutikum darauf, wenn man heilpraktischerweise keine genaue Diagnose hat…

          Und irgendwie hat es ja auch Gutes, dass solche Leute dann zumindest nicht tiefer invasiv eingreifen dürfen…

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        • Ahja! Wegen der bekannten, was sage ich: der bekanntlichen! Verbindung zwischen Knie und Rücken, nehme ich mal an…

          Und dennoch: Der Tisch ist da wie das Gummitier und kann nix dafür. Hingegen der heilpraktische Hintere könnte zwar dafür, aber ich verstehe, wenn da einer nicht mag…

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        • Vorschlag zur Güte: Aderlässe biite zukünftig ausschließlich am Gesäß, und bitte nicht unter einem halben Liter Blut
          . Weil!, es muss doch anständig bluten bitteschön, so wie im Hochmittelalter, sonst lohnt sich’s nicht.
          Und am Gesäß, weil da der zu Ader Lassende am besten mit netten Substanzen hinkommt, ohne dass der zur Ader Gelsssene es sehen kann, und das Blut wird dann schön lila-grün-kariert. Alle grässlichen Giftstoffe sind dann weg, ahhh. Und der adrig Gelassene darf sodann seufzen: „Weia!, das Gift hatte mich ja echt am Arsch.“

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          • Irgendeinen Malerlehrling haben sie (wie so oft) als Scherz nach einem Eimer karierter Farbe losgeschickt. Der war nun garnicht blöd und hat ein passendes Pappgitter in den Eimer gestellt (die Sorte, die dazu da ist um Flaschen zu verpacken). Dann hat er sich die zäheste Farbe geschnappt die er finden konnte, einmal schwarz und einmal weiß, und die Lücken im Gitter abwechselnd mit schwarzer und weißer Farbe vollgegossen. Kurz bevor er dem Gesellen den Eimer hingestellt hat, hat er das Gitter vorsichtig herausgezogen. Et voila, karierte Farbe. Das Muster hält zwar nicht ewig, aber lange genug schon…

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    • Hingegen die Intuition der Bienen. Dreie habe ich gestern beim Schieden auf der Jacke gehabt und mit hereingebracht und unter ein Glas getan, mit Geodreieck unter der Kante, damit Luftspalt. Heute morgen hat meine Frau ihnen etwas Honig auf den Tisch getröpft und das Glas ohne Spalt wieder drüber. Als ich nun von meinem Hustinettenbett aufstand liefen die rastlos im Glase herum. Ich habe den Spalt wieder hergestellt, und wenige Sekunden später fing eine an, zu fächeln, dann die zweite, und nach etwa einer Minute Stoßlüftung stimmte der CO2 Gehalt wieder, und sie aßen Honig.

      Und was den Stich betrifft: eigentlich ist es keine Quaddel, sondern eine winzigkleine Verletzung mit Blutung unter der Haut, und dann eine Schwellung auch des tieferen Bindegewebes, bis hin zur Ausprägung eines veritablen Kehlsackes, es fehlt sehr schnell die für Quaddeln, die ich bisher hatte, typische scharfe Grenze. Inzwischen gibt es nur noch den Einstichschmerz, die Schwellungen fast gar nicht mehr…

      Und den anaphylatischen Schock kriegt doch m. W. vor allem der snsibilisierte Allergiker.

      Womit ich den echten Allergiker meine, der eben systemische Reaktionen zeigt, nicht den, der die typische Schwellung für allergisch hält. Da sind leider Ärzte auch nicht immer sattelfest, oder resignieren vor den Vorstellungen der Patienten…

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      • Nun habe ich die drei wieder nach draußen gesetzt, auf dass sie heimfliegen…

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        • Ist es den Bienen nicht noch zu kalt draußen? Noch nicht mal eine Hummel habe ich bis jetzt gesehen, die sind ja etwas sibirischer drauf.

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        • Eigentlich ja, aber sie hatten schon ihren Vorflug und sollten daher wissen, wo sie wohnen, und wenn sie mal fliegen, kommen sie schon heim. Dringliche Dinge, wie Wasser holen, erledigen sie auch jetzt. Vorräte haben sie, und brüten tun sie auch schon.

          Hummelnals einzeln überwinternde begattete Geschlechtstiere dagegen sind jetzt noch in Diapause, weil Blüte unbedingt erforderlich ist, damit man starten kann, und jetzt die paar Schneeglöckchen noch zu wenig sind. Wenn sie angefangen haben, müssen die aus dem sammelbaren Angebot Treibstoff, Heizung und Eier und Futtersaft und Baumaterial bestreiten; dazu braucht es etwas mehr Blüte, als um mal eben sich zu erleichtern oder etwas Wasser zu holen…

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      • Ebenden Allergiker meinte ich. Ich wollte mich nicht in irgendwelchen exotischen Fällen ergehen – einen Bienen-/Wespen-/Hornissen-/Hummel-/Wasauchimmerstich hat fast jeder schon irgendwann gehabt; daß jemand durch unglückliche Umstände ganz was anderes davon bekommt als „alle anderen“ kann sich kaum jemand vorstellen.
        Umgekehrt müsste ich schon tot sein, weil ja angeblich drei Hornissenstiche einen Menschen töten. Die haben dasselbe Gift wie Wespen, und während ich bei den recht friedfertigen Hornissen nur einmal die Ehre hatte, als ich schlicht draufgetreten bin, weiß ich ehrlich nicht mehr wie oft ich als Kind auf dem Land von Wespen gestochen wurde. Meistens aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über Zwetschgenbesitz.

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        • Hingegen ist schon der Biss oder Tritt(!) eines einzigen Pferdes für die Hornisse tödlich…

          Leider ist das eben nicht nur exotisch; es gibt durchaus Nachbarn von Imkern, die allergisch zu sein vorgeben, ohne es wirklich zu sein, nur um ihrer Unterdrückungsabsicht mehr Wucht zu verleihen. Und die haben dann wieder etwas assumtes an sich und ihrem Narrativ…

          So fand ich einst eine schöne, mit Weiden bestandene Ausgleichsfläche, auf der ich gerne Bienen ausgewintert hätte. Der Besitzer war jedoch a Soniger, und trotz etwa 500 m Entfernung zu seinem Wohnsitz war nix zu wollen: Er war mal gestochen worden, und es war geschwollen und er war allergisch…

          Meinen Hinweis, dann sollte er sich umgehend bei einem Allergologen desensiblilsieren lassen, schließlich könne ein Bienenstich immer mal vorkommen, wurde, ich sage mal: disliked.

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          • Und dabei funktioniert die Hyposensibilisierung so gut. Selbst bevor sie fertig ist. Das ganze geht ja drei Jahre lang, und Pollenallergiker können für diese drei Jahre ja schlecht auswandern, irgendwann ist es wieder Frühjahr – aber die, die ich mitbekommen habe, waren alle im ersten Frühjahr schon beschwerdefrei oder so gut wie. Und das waren natürlich nicht diejenigen, die ein Bißchen Naselaufen und Augenbrennen bekommen, sondern die denen die Luft wegblieb.
            Es hat mir auch öfter jemand erzählt daß bei Wespenstichallergiehyposensibilisierung (was ein Wort!) hinterher der Imker eine Wespe in die Praxis bringt, die einmal stechen soll – stimmt das?
            Und woher bekommt man dann die Wespen?

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          • Fliegen Bienen denn keine 500m?

            Mein Vater hat als Hobbybotaniker bei uns im Garten eine Blumenwiese angepflanzt (etwa 500m^2; er hat über Jahrzehnte jedes Wiesenkraut aus der Umgebung das er finden konnte probehalber da angesät – für meine Botanikprüfung habe ich nur durch ein paarmal in den Garten gehen über ein halbes Jahr etwa 150 Pflanzen gesammelt), und es gibt außenrum auch ein undurchdringliches Gestr… eine Hecke mit Weißdorn und Brombeeren und Pfaffenhütchen und Sommerflieder und einer großen Robinie, und…
            Da hat eigentlich immer irgendwas geblüht, meistens ziemlich viel (jetzt wahrscheinlich bald die Schlüsselblumen) – und es waren, klar, immer Bienen dort.
            Ich habe angenommen, das das die vom Förster sind (Luftlinie ca. 600m) – aber vielleicht wohnten sie auch näher an der Wiese?

            P.S: die Schlehen habe ich vergessen und die Obstbäume hinter dem Haus; aber you get the idea: es gab eigentlich immer was zu futtern für Bienen.

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        • Ob der Imker sowas tut, weiß ich nicht; die meisten halten keine Wespen…

          Andererseits kann man die ja fangen, Pflaumenköder geht gut. Unter Naturschutz stehen ja die Nester, nicht die Einzeltiere. Wenn also ein Allergologe eine bräuchte: zur Saison könnte ich liefern.

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        • Doch, natürlich fliegen die so weit, aber nicht um einen dort zu treffenden Stiesel zu stechen. Und der Hof war es ja, um dessen Reithalle willen der Ausgleich gefordert worden war. Da war nicht viel, was Bienen locken könnte. Zur anderen Seite hin dagegen große Weißdorn- und Schlehenhecken…

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        • Kennst Du landlive, die Zeitschrift? So, aber steriler, musst Du Dir den Hof denken… Nullerlei Unrkaut und nix, was nicht sollte. Aber ästhetische Absicht, etwa in Form eines beschleiften Salzteigkranzes im Flur und einer in Serviettentechnig grüßenden Dachpfanne davor…

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        • technik, mit ka… Auch die soll man richtig schreiben.

          Und in die dritte Richtung gab es Rapsfelder…

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        • … ja, Technig mit Ge wie igitt, gâââ oder Schuschnigg.

          À propos, der Burmännische hat heut einen Artikel über seinen Heimatort geschrieben, in dem ja auch diese Technigg des alles Leeräumens angewendet wird. Man findet es anständig so. Unkraut oder Mose oder herumliegende Blätter, oder ein unautorisiertes Gebüsch, oder gar verbotenerweise Blühendes, das nicht Geranie/Begonie/Fuchsie sein will?, na da könnte ja jeder kommen. Oder gar jede Biene.

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        • Strenggenommen sind die gewollten Pottgeranien sogar gar keine, sondern vielmehr Petunien, selbe Familie, aber andere Gattung und eben keine Südafrikaner, der Herkunft nach…

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          • Quizwissen nebenbei: Pelargonienwurzel wird als Arzneipflanze verwendet, weil sie eine antivirale Wirkung hat. Gegen Erkältungskrankheiten. Dann geht der Husten nur noch fünf Tage statt einer Woche (entgegen dem Spruch, den auch schonwieder jeder kennt). 🙂
            Vom Storchschnabel dachte man er helfe gegen Durchfall – das war aber ein Gerücht.

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        • À propos:
          Pottunien heißen so, weil man sie in den Pott tut, und Geranien heißen so, weil man an die ein Ge rantun muss, und Pelargonien heißen so, weil es auch in Patagonien (AR) welche gibt, und Begonien heißen so, weil sie eingehen, wenn man ihnen „be gone!“ sagt.

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          • Der stinkende Storchschnabel heißt so, weil er den Landschaftsgärtnern stinkt; und wo die anpacken, gibts auch keine Störche mehr.
            Schlüsselblumen sind dazu da, falls sich jemand ausgesperrt hat…
            … und auf dem Klappertopf (das ist das hellgelbe auf dem Bild) spielen die Ameisen Tambourin. 😛

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        • P.S.
          Hortensien hingegen sind sehr schön (hab keine Ahnung, wie die aussehen, aber das Foto oben ist auch sehr schön!), weil es lat. ist und „die Dinge des Gartens“ heißt.
          Wenn also keine Hortensien im Garten sind, isser keiner.
          Oder er ist dann ein Unding.

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        • Ja, Pelargonien. Du hast recht, und ich werde eben auch alt… Petunien sind die mit der lilalichen Trichterblüte. Und der stinkende Storchschnabel riecht wirklich intensiv.

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        • … Petunien heißen so, parce qu’elle pètent, und Pelargonien, ja die sind Imperialismus der antikischen Art, weil das mickrige Argos (wo die Sieben gegen Theben brüteten) somit glatt zum großen Meer (πέλαγος) und zum Inbegriff des Griechentums gemacht wurde. War’s aber nun mal gaanich‘.

          Nur warum Schnorchenstabel schtynckt, weiß ich nicht. An den Störchen wird’s nicht liegen, die riechen nur nach Storch. Beatrix von ~ wird ja nicht gemeint sein.

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        • Der stinkende Storchschnabel hieß schon vor der von mir bisher unerrochenen und wohl auch kaum je noch beschnüffelt werdenden Beatrice, botanisch: Geranium robertianum. Vielleicht, dass der Geruch von daher wehet?

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        • … welchselbygys ych nycht erhyffen myge 😀

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        • Clas Lehmann

          Nu, da der im 18. Jahrhundert benannt wurde, kann da kein rezenter Robert olfaktorisch inspiriert haben… Und da er als Mottenkraut verwendet wurde, hätte vielleicht nur der den Namen anregende eine sorgfältige und mottenfeindliche Hausfrau, zur Mutter oder vielleicht zur Gattin, oder beides…? Und war vielleicht botanisierender Gymnasialprofessor und ward mit der Darwidmung des Namens gar geehrt?

          Oder es ist das die präzisierende Latinisierung der süddeutschen Bezeichnung Ruprechtskraut?

          Fragen über Fragen, die noch ungeklärt sind; und hier in der dänischen Nachbarschaft möchte man die Grenze, sozusagen, weil ja die Eider da, wo sie anfängt, aufhört lineare Struktur zu sein, an der man irgend Grenzen orientieren kann. Da ist dann einfach nichts mehr, und Dänemark wird um die Eiderquelle herumkippen und bis an den Rand der Welt sich erstrecken…

          Was das nun wieder an Fragen aufwirft…!

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        • … dann müsste die Eidernordwand dänisch sein?

          P.S.
          Clas, weil Du grad hier bist, da wäre etwas, das ich neulich fand, es gibt da was Bieniges, schön alt und vom Scheuchzer (immerhin DER Scheuchzer, aus Physica Sacra, 1731), und grad sehr teuer isses auch nicht, zumal die Händlerin wohl mit sich handeln lässt, also 20 oder 22 Tacken etwa:
          http://www.ebay.fr/itm/182468914345?_trksid=p2055119.m1438.l2649&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT

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        • Clas Lehmann

          Oder werde, jedenfalls, wenn die rechten dänischen Populisten sich mit der Forderung, Dänemark gehe bis zur Eider und da sei die Grenze, durchsetzen… Dann ist es kein geschlossenes Polygon mehr, und es läuft die Dänizität aus und immer außer und es ist außer sich und macht auch an der Eigersüdflanke noch nicht halt…

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        • … huu.
          Wie sagten schon die Latinizitäten: Timeo Danaos et dona ferentes (ich fürchte die Dänen, selbst wennse Geschenke schenken)

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          • Was allen das gute, alte Dänische Pferd bescherte. 😛

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          • … das trojdänische Pferd, das die Schwedendänen an die Eider stellten, damit die Dänenschweden drauf Cimbern & Teutonen spielten, was sie thaten, sodass das Pferd zuviel Eider trank und desob die Quelle versiegte, während die Dänenschwedischen bis heut behaupten, die sei im Grunde die Elbe, die Eider.

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        • Clas Lehmann

          Noch infamiger:

          Die Kaiserwilhelmisten haben
          Die Eider mitten drin zergraben.

          Da sind ja über lange Strecken
          nur alte Reste zu entdecken.

          Und wo sie floß, seit Alters her:
          Es gibt sie heute dort nicht mehr!

          So dass, wo da die Grenze sei,
          nicht wirklich sichtbar, zweifelsfrei.

          Auch siedeln Deutsche überall…
          Der gute alte Abwehrwall

          Der gilt schon lange gar nichts mehr!
          Da rührt Verbitterung von her….

          Hærvejen ward zum Ochsenweg
          Und deutsches Militär in Leck!

          Die Eider ist nun ganz zerteilt,
          und wo sie meerwärts einst geeilt,

          da steht sie und stagnieret.

          Zum Meer hin sperrte man sie ab,
          im alten Bette liegt sie schlapp

          Man sieht, wohin es führet!

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        • … ach wenn die Eider doch noch flösse
          in Wassers Nöthen sich genösse:
          Die Dän‘ und Teutschs in Ruh sie lösse.

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        • Clas Lehmann

          Und schon geht es los, mit der Dänifizierung… Meine Frau ruft aus Innsbruck an, und das Wetter sei nicht anders als hier und die Vegetation nur unwesentlich weiter und offenbar hat auch das Mobilnetz Lücken…

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        • … Grüße nach Iɲ̊ɲ̊sbrøk 🙂

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    • Aber ist es nicht mehr so, dass das Darinsein des Heißen eben nur intuitiv zu erfassen, jedoch von höchster Realtät und Unbestreitbarkeit ist? Also nicht das intuitiv darin ist, sondern nur vermöge dieser Fähigkeit wahrgenommen werden kann und dann eben wahr ist? So wie die heilende Wirkung der Steine oder ihr Bezug zu den Sternzeichen? Erkannt durch Fragen an den Stein und Auflegen auf das Dritte Auge? Wie willst Du da argumentieren, gegen Tatsachen, doch nicht etwa? Und eine wissenschaftliche Untersuchung macht keiner, und wenn sie einer machte, wäre er, als Wissenschaftler, voreingenommen…

      Halt ein! Du wirst es nicht erreichen!

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  2. Und auf Ö24 warnt eine Heilpraktikerin, Fellner heißt sie wohl, geimpfte Kinder fingen das Masturbieren an… das ist nun wirklich einer der blödesten Gründe für Impfskepsis, den ich jemals gehört habe.

    Obwohl: Statistisch sollte das zu belegen sein, da wahrscheinlich mehr geimpfte Kinder in entwickelten Ländern das erforderliche Alter erreichen…

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  3. Jetzt habe ich solange rumbeschrieben, jetzt zeige ich Bilder von der Wiese:

    (auf der einen Seite geht das allerdings nahtlos ins Blumenbeet über, und irgendwo da drinnen ist auch ein Weiher)

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  4. Und was den wissenden Körper betrifft: Manchmal merkt er sich zumindest, was schlecht für ihn war.

    In irgend so einem Jungsbuch las ich, man könne sich aus Holundertrieben Blasrohre fertigen und unreife Holunderbeeren daraus verschießen… Noch bevor ich richtig treffen konnte, hatte ich eine deutlicheSambucinwirkung, mir wurde elend zum Erbrechen, und seither weiß mein Körper, dass Fliederbeersaft, den ich trinken soll, ohne Stiele und ohne unreife Beeren gewonnen wird… Und irgendwas, was nach grünem Holunder riecht, hebt er nicht mal in die Nähe des Mundes,

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    • Und nach einem Unfall (Fahrrad, Opel Manta lateral) wußte er, dass das Wadenbein angeknackt, hingegen das Knie nur Bagatellschäden in Gestalt eines äußeren Blutergusses und einiger Schrammen hatte. Also eine nähere Feststellung am Wadenbein und Krücken für den Heimweg indiziert wären. Was ich dem Arzt auch sagte, der aber dennoch das Knie röntgen und dann für bagatellverletzt erklären wollte, und das Wadenbein unbeachtet ließ. Drei Tage später konnte ich dann die Hausärztin beim Verbandswechsel überzeugen, das Wadenbein doch noch mal untersuchen zu lassen, und siehe! auf einmal musste sofort Liegegips und ebensolcher Transport, nachdem ich da nicht bleiben wollte… (eigensinnig ist er auch, der Körper!)

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  5. Nachklapp: die Links zu dem was ich alles schonmal geschrieben hatte habe ich oben geflickt. Jetzt funktionierts.

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